Meinen Abschlussbericht und ein paar Fotos zu unserer Arbeit konnt ihr hier finden.
Ein Jahr voller Extreme
Einen abschließenden Einblick in meine Erfahrungen als Freiwillige in Peru zu geben, der diesem Jahr gerecht werden könnte scheint mir unmöglich, trotzdem werde ich versuchen ein wenig darüber zu berichten. Während ich mich das erste halbe Jahr sehr schwer mit meiner Rolle im Projekt getan habe, so habe ich sie in den weiteren Monaten nur umso mehr genossen. Wir wurden am Anfang wirklich ins kalte Wasser geworfen, hatten kaum Anleitung und die Betreuung in diesem Projekt ist auch definitiv ausbaufähig. So mussten wir uns alle erst einmal an unsere Arbeit hier annähern und viel, viel Geduld beweisen – oder in manchen Fällen erst gewinnen. Es schien als würde sich unsere Kreativität in der Bibliothek erschöpfen und es war zugegebenermaßen wirklich anstrengend immer ein Spiel/ Bastelprojekt vorzubereiten. Den ganzen Tag auf einmal Spanisch zu sprechen und wirklich jeden Tag etwas Neues zu lernen ist zwar schön, kann jedoch schnell zu einer Reizüberflutung führen und da hat Piuras ewige Hitze den Rest getan. Und doch hatte es auch alles seine schöne Seite. Wir haben die Kinder unglaublich lieb gewonnen und alle ein kleines Tränchen verdrückt als unsere 6. Klasse die Grundschule verlassen hat. Und genauso haben wir es genossen wenn wir einen sehr guten Tag in der Schule hatten und die Kinder in den Himmel loben konnten, wenn jemand Geburtstag hatte, Lieder gesungen wurden oder zu Weihnachten eine große Geschenkeverteilung anstand.
Die langen Sommerferien haben wir hauptsächlich reisend verbracht aber im Februar habe ich die Arbeit in der Bibliothek wieder aufgenommen um den Kindern eine Beschäftigung in den Ferien zu geben. Und auf einmal war alles anders: Ich habe mich riesig gefreut die Kinder zu sehen, kleine Bastelprojekte vorzubereiten oder einfach mal eine Runde Kinderschminken zu machen. Die Bibliothek hat hier wirklich eine riesige Auswahl an Materialien, sodass wir die Bastelarbeiten und Spielzeiten unglaublich abwechslungsreich gestalten konnten. Die ganze Atmosphäre in der Bibliothek hat sich für mich geändert, ich habe mich viel willkommener gefühlt und hoffe, dass die Kinder das auch so empfinden. Dann wurde unsere Arbeit leider durch El Nino für lange Zeit unterbrochen und man wusste nicht so richtig was mit sich anzufangen, Piura war fast komplett isoliert und nur per Flugzeug zu erreichen.
Aber auch diese Zeit haben wir irgendwie durchgestanden und als dann die Schule von Neuem losging habe ich einfach alles nur noch genossen: Wir haben einen besseren Weg zum Unterrichten gefunden und sind,wenn etwas nicht geklappt hat, viel gelassener geworden. Wir konnten noch viel von Altos kennenlernen und uns beim Community Development engagieren, indem wir Bedürftige Menschen besucht, ihren Fall analysiert haben und somit finanzielle Hilfe durch die Organisation für z.B. Rollstühle, Gehilfe, Medikamente etc. erhalten konnten. In der Bibliothek hat sich besonders etwas getan: die Anzahl der Kinder die kommen hat sich verdoppelt oder sogar verdreifacht! Für meine Bastelaufgaben und Gruppenspiele durfte ich den hinteren (jetzt aufgeräumten und eingerichteten Raum mit Licht) nutzen und bin in meiner Aufgabe komplett aufgegangen, sodass wir zum Teil sogar immer ein bisschen länger geblieben sind und immer ein bisschen mehr vorbereitet haben. Die Kinder haben bestimmt viele wundervolle Stunden voll Spiel und Spaß erlebt und die Nachmittage, die wir keine Luft mehr vor Lachen bekommen haben werde ich nie vergessen. Der Abschied von den Kindern ist mir unglaublich schwer gefallen, ich habe den Ort Altos und die Kinder einfach unglaublich lieb gewonnen und endlich das Gefühl bekommen etwas Sinnvolles zu machen. Etwas, was das Leben dieser Kinder, die so wenig haben und so viel von sich geben, auf positive Art und Weise beeinflusst. Ich habe anfangs ein wenig am Nutzen meines Dienstes gezweifelt, weil man da noch keine Wertschätzung erhalten hat. Aber die Briefe der Kinder zu lesen, die dankenden Worte der Lehrer und Eltern zu hören, da wird einem nochmals bewusst was für eine Rolle man tatsächlich in dieser Gemeinschaft spielt, die einem die Türen zu ihrer Sprache und Kultur geöffnet hat. In diesem Jahr habe ich viel gelernt, über ein wundervolles Land, über mich selbst und was es heißt einen Freiwilligendienst zu leisten. Ich hoffe, dass die Menschen in Altos und besonders unsere Betreuerin Ines wissen, wie sehr ich diese Zeit schätze und dass nicht nur ich eine Hilfe geleistet habe, sondern auch sie mir als Person unglaublich weitergeholfen haben.